Factsheet: Elisabeth Sabaditsch-Wolff
RELEVANZ: Elisabeth Sabaditsch-Wolff ist eine zentrale Figur im transatlantischen Netzwerk von anti-muslimischen Organisationen und Aktivisten. Sie ist Mitorganisatorin der paneuropäischen ‘Counter Jihad-Bewegung’, hat sich mit antimuslimischen Aktivisten und Organisationen in den USA verbündet und ist wegen antimuslimischer Äußerungen strafrechtlich verfolgt worden.
Seit 2007 ist Sabaditsch-Wolff eine Schlüsselfigur der ‘Counter Jihad-Bewegung’, einer selbsternannten “Szene” oder “Sammlung” von Autoren, Bloggern, Denkfabriken, Bewegungen und Kampagnentreibern, die alle durch die “gemeinsame Überzeugung verbunden sind, dass der Westen einer Übernahme durch Muslime unterworfen” sei.
Sabaditsch-Wolff ist Vorstandsmitglied des Wiener Akademikerbundes (WAB), einer konservativen Organisation, deren Sprecher zum Thema Islam der rechte Christian Zeitz ist. Im April 2010 forderte der WAB die Aufhebung des Verbotsgesetzes von 1947, das Holocaust-Leugnung und Verharmlosung von Nazi-Gräueltaten verbietet.
Vor ihrer Arbeit in der Counter Jihad-Bewegung war Sabaditsch-Wolff an den österreichischen Botschaften in Kuwait und Libyen sowie im österreichischen Außenministerium tätig im Konsularbereich. Ab 2001 unterrichtete sie Englisch in Wien. Als Tochter eines österreichischen Diplomaten, gab Sabaditsch-Wolff an, dass ihr “Interesse am Islam” daher rühre, “dass sie von frühester Kindheit an mit dem Islam in Berührung gekommen” sei und “mit dem Leben unter der Scharia konfrontiert wurde”.
Im Oktober und November 2009 organisierte die Freiheitliche Partei Österreichs (FPÖ), eine rechtsextreme Partei, die in den 1950er Jahren von Ex-Nazis gegründet wurde, ein mehrteiliges Seminar über den Islam für Parteimitglieder unter der Leitung von Sabaditsch-Wolff. Sabaditsch-Wolff erklärte in dem Seminar: “Die Moslems lügen uns allen tagtäglich ins Gesicht. Es steht im Koran, dass sie das tun müssen”. Weiters sagte sie in dem Seminar: “Die Muslime führen einen heimlichen Dschihad. Über Einwanderung und Geburtenrate wollen sie den Islam in Europa verbreiten”.
Außerdem bezeichnete sie den Propheten Muhammad als pädophil. Aufgrund ihrer Äußerungen wurde sie im Februar 2011 vom Landesgericht für Strafsachen Wien wegen Verunglimpfung religiöser Lehren verurteilt. Sie legte gegen die Verurteilung Berufung ein und brachte sie vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR), der im Oktober 2018 entschied, dass die Bezeichnung des Propheten Mohammed als pädophil nicht durch die Meinungsfreiheit geschützt sei. Im März 2019 lehnte der EGMR Sabaditsch-Wolffs letzten Antrag auf Revision ab.
Nach einem Bericht von Die Presse vom Juli 2011 betrieb Sabaditsch-Wolff die Homepage des ‘Netzwerks Karl Martell’, das laut dem österreichischen Orientalistik-Professor Rüdiger Lohlker zu den aktivsten und zu den am stärksten international vernetzten antimuslimischen Blogs in Europa gehört. Laut dem Leiter des Netzwerks, Christian Zeitz, soll dieses Netzwerk eine finanzielle Ressource und internationaler “Koordinator aller Organisationen, die gegen die Islamisierung arbeiten, werden”.
Sabaditsch-Wolffs antimuslimische Aktivitäten und Reden werden auf der islamophoben Website ‘Gates of Vienna’ in einer Rubrik namens ‘Elisabeths Stimme’ ausführlich dargestellt. Gates of Vienna veröffentlichte antimuslimische Kommentare und zeigt die Arbeit von Fjordman, der von Anders Behring Breivik, dem norwegischen Massenmörder, der 77 Menschen in einer Kampagne gegen die angebliche Islamisierung Europas tötete, stark zitiert wurde.
Im Dezember 2010 sprach Sabaditsch-Wolff vor dem Bloc Identitaire (eine “französische Anti-Immigranten-Koalition” und eine der aktivsten Organisationen der einwanderungsfeindlichen und nationalistischen Neuen Rechten in Europa) während dessen ‘Internationaler Konferenz über die Islamisierung unserer Länder’. In ihrer Rede erklärte sie: “Wenn genügend Muslime in Europa leben – und es muss nicht die Mehrheit der Bevölkerung sein, nur etwa fünfzehn oder zwanzig Prozent – werden wir unter islamischem Recht leben”.
Im Februar 2011 hielt Sabaditsch-Wolff eine Rede vor der antimuslimischen und rassistischen English Defence League (EDL) in Luton, Großbritannien, in der sie erklärte, dass “die einheimischen Lutonians am Ground Zero der versuchten islamischen Übernahme Englands leben.” Sie bezeichnete auch den ehemaligen US-Kongressabgeordneten (2011-2013) und ehemaligen Parteivorsitzenden der Republikaner in Texas (2020-2021) Allen West, der den Islam als “fünfte Kolonne” bezeichnete und 2016 ein Memo teilte, das die Ausrottung von Muslimen feierte, als “einen der standhaftesten Soldaten des Gegendschihad”.
2019 tourte Sabaditsch-Wolff mit der britischen antimuslimischen Aktivistin Katie Hopkins durch Finnland, wo sie Sebastian Tynkkynen, den stellvertretenden Vorsitzenden der rechtsgerichteten Finnenpartei, trafen und von “muslimischen Gruppenvergewaltigungen” sprachen. Hopkins und Sabaditsch-Wolff traten in dem Format “Katie und die Wolff” über in “Encounter Truth” auf,. Encounter Truth ist eine in Texas angesiedelte “Plattform, die Nachrichten aus dem ganzen Staat, der Nation, und der Welt von den Menschen, die an der Front sind und leben, zu Ihnen bringt” und über Themen wie die “Wahrheit über den Islam” berichten.
Sabaditsch-Wolff hat den niederländischen anti-muslimischen Politiker, Geert Wilders, als ihren “Freund” bezeichnet. Auf ihrer Website ‘Save Free Speech’ ist Sabaditsch-Wolff mit Wilders posierend zu sehen.
Felix Strüning, der ehemalige Geschäftsführer der Stresemann Stiftung und ihres Magazins Citizen Times, die beide von der in den USA ansässigen antimuslimischen Organisation Middle East Forum (MEF) finanziert werden, interviewte Sabaditsch-Wolff im Oktober 2011 in Citizen Times über ihren Anti-Islam-Aktivismus. Strüning referierte neben Sabaditsch-Wolff auch auf einer OSZE-Tagung im November 2013 zum Thema “Meinungsfreiheit” und zu Sabaditsch-Wolffs Rechtsfall.
Im Oktober 2016 wurde Sabaditsch-Wolff zum Ritter des Malteserordens geschlagen, eines katholischen Laienordens, der nach dem ersten Kreuzzug gegründet wurde und sich selbst als “eine der ältesten Institutionen der westlichen und christlichen Zivilisation” bezeichnet.
Verschiedene Organisationen der Counter Jihad-Bewegung haben versucht, das jährliche Supplementary Human Dimension Meeting der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) zu kooptieren, um “der Islamisierung der OSZE entgegenzuwirken”. Sabaditsch-Wolff ist seit 2009 Teil dieser Delegation und vertritt anti-muslimische Organisationen neben der Bürgerbewegung Pax Europa, der International Civil Liberties Alliance (ICLA), Mission Europa, dem Wiener Akademikerbund, dem Center for Security Policy (CSP) und anderen. Im September 2018 veröffentlichte das CSP einen Brief, in dem es seine “Besorgnis” über die “Versuche der OSZE, die Rede zu unterbinden, insbesondere über die Bedrohung durch das totalitäre islamische Gesetz, das als Scharia bekannt ist, zum Ausdruck brachte”. Sabaditsch-Wolff gehörte zusammen mit 27 anderen zu den Unterzeichnern.
Sabaditsch-Wolff ist mit zahlreichen antimuslimischen Aktivisten und Organisationen in den USA gut vernetzt. Sie spricht regelmäßig bei Veranstaltungen, die von Organisationen wie der antimuslimischen Aktivistenorganisation ACT for America organisiert werden, und hat die österreichische ACT for America Abteilung geleitet. Im Jahr 2010 war Sabaditsch-Wolff Rednerin bei der Nationalen Konferenz von ACT für America, wo sie über die “beschleunigte Islamisierung Österreichs und dem Rest der EU und warum dies für die Vereinigten Staaten von Bedeutung ist” sprach. Im Juni 2013 überreichte Sabaditsch-Wolff den “ersten jährlichen ‘Elisabeth Sabaditsch-Wolff Profiles in Courage Award’” an Allen West. Im April 2016 sprach sie bei einer Veranstaltung des ACT for America Dallas Chapter. Mit einer Einführung von West beschrieb Sabaditsch-Wolff muslimische Einwanderer und Flüchtlinge in Europa als “islamische Hidschra, oder Migration in ungläubige Länder, um die Sache des Islam voranzutreiben”, und dass “sobald genug muslimische Migranten im Zielland angesiedelt sind, kann der gewaltsame Dschihad beginnen”.
Im März 2011 traf sich Sabaditsch-Wolff mit Donald Trump und dem antimuslimischen Aktivisten Frank Gaffney (der sie als Freund bezeichnet), wo sie bei der Gründung von The United West, einer antimuslimischen Organisation in Miami, Florida, sprach.
Im Februar 2010 organisierte die Freedom Defense Initiative (jetzt bekannt als American Freedom Defense Initiative), eine US-amerikanische antimuslimische Organisation, die Anfang 2010 von den antimuslimischen Aktivisten und Bloggern Robert Spencer und Pamela Geller gegründet wurde, eine Podiumsdiskussion auf der Conservative Political Action Conference (CPAC) 2010 (aber nicht Teil davon). Sabaditsch-Wolff präsentierte auf dem Panel unter anderem Allen West.
Im März 2017 hielt Sabaditsch-Wolff eine Rede bei einer Pro-Trump-Kundgebung in Denver, Colorado. In ihrer Rede sprach sie über “die Einführung der Scharia in unsere Gesellschaften”. Im August 2016, sprach Sabaditsch-Wolff auf einer American Freedom Alliance-Konferenz, wo sie behauptet, muslimische Einwanderung und “Islamisierung” in Europa hätten zu alltägliche Vorkommnissen wie “Belästigung und Vergewaltigung” in Österreich und Deutschland geführt.
In einem undatierten Video wurde Sabaditsch-Wolff von CBN News ‘The Watchman’ interviewt, einer Fernsehsendung, die von Erick Stakelbeck moderiert wird, einem ehemaligen Analysten des anti-muslimischen Investigative Project on Terrorism. Während des Interviews bezeichnete sie muslimische Einwanderer und Flüchtlinge nach Europa als “eine Invasion” und erklärte: “Es ist dreckig, wo immer diese Leute hingehen”.
Im Dezember 2018 wurde Sabaditsch-Wolff auf Fox News mit der anti-muslimischen Moderatorin Jeanine Pirro interviewt. Sabaditsch-Wolff diskutierte ihren Rechtsfall und die Verfolgung wegen antimuslimischer Hassrede.
Sabaditsch-Wolff war in mehreren Podcasts auf ‘Secure Freedom Radio’ mit Frank Gaffney, dem ehemaligen Leiter der CSP, zu hören (März 2013, September 2013, September 2017, Oktober 2018 und Dezember 2018). Sie äußerte sich negativ über muslimische Einwanderer und Flüchtlinge während eines CSP-Panels im Mai 2018 in Dallas, Texas, neben Katie Hopkins und Raheem Kassam. Im Jahr 2013 traf Sabaditsch-Wolff mehrere US-Kongressabgeordnete in Wien: Repräsentant Louie Gohmert, der 2010 in den USA geborene muslimische Kinder als “Terror-Babys” bezeichnete; Repräsentant Steve King, der ein weißer Rassist ist und Repräsentantin Michele Bachmann, die die “Massenmigration” von Muslimen in die USA und nach Europa als “geplante Invasion” mit dem “spezifischen Zweck der Zerstörung des westlichen Christentums” bezeichnet hat.
Im März 2017 informierte Sabaditsch-Wolff den damaligen Außenminister von Kansas, Kris Kobach, der kurz zuvor den designierten US-Präsidenten Donald Trump in Fragen der antimuslimischen Einwanderung beraten hatte, darüber, dass die muslimische Migration nach Westeuropa zu “No-Go-Zonen” und “gewalttätigen Vergewaltigungen und Übergriffen” geführt habe, und verbreitete antisemitische Verschwörungstheorien über George Soros.
Sabaditsch-Wolffs Rechtsfälle wurden von verschiedenen antimuslimischen Organisationen mit Sitz in den USA behandelt, darunter FrontPage Magazine (im Dezember 2011 und Juli 2013), Robert Spencers Jihad Watch, das Center for Security Policy und das Gatestone Institute. Daniel Pipes, der das Middle East Forum leitet, beschrieb die Entscheidung des EHCR als “effektive Anwendung der #Shariah”. Pipes hat Sabaditsch-Wolff auch eine legitime Kritikerin des Islams genannt, und Wilders hat ihren Fall ebenfalls unterstützt.
2019 veröffentlichte sie ein Buch über ihr Leben mit dem Titel ‚The Truth is No Defense‘. 2023 veröffentlichte sie eine Neuauflage des Buches unter dem Titel ‚Truth Was My Crime – A Life Fighting For Freedom‘. Sie präsentierte ihr Buch am 6. November 2023 beim Middle East Forum.
Im Dezember 2010, wie in ihrer eigenen Berichterstattung als Korrespondentin für den antimuslimischen Ableger Breitbart News detailliert beschrieben, diente Sabaditsch-Wolff als Übersetzerin und nahm an einer Delegation nach Israel teil, die sich aus Politikern von rechtsextremen Parteien Europas zusammensetzte, darunter die österreichische FPÖ, der belgische Vlaams Belang, die deutsche Partei Die Freiheit und die Schwedendemokraten. Diese Reise gipfelte in der Unterzeichnung der Jerusalemer Erklärung, die das erste historische Dokument ist, das den strategischen Wechsel der europäischen Rechtsparteien vom Antisemitismus zur Islamophobie manifestiert, um jüdische Menschen und israelische Politiker für ihren Kampf gegen die angebliche Islamisierung Europas zu mobilisieren.
Übersetzt und aktualisiert: 1. März 2024